12 August 2011

Lesen macht klug und schoen 424 - Markus Frenzel - Leichen im Keller

Markus Frenzel - Leichen im Keller
Wie Deutschland internationale Kriegsverbrecher unterstützt

dtv, München 2011
ISBN-13 9783423248761
14,90 EUR
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Ausgerechnet Deutschland ist nach wie vor Rückzugsraum und Drehscheibe für internationale Kriegsverbrecher. Sie bleiben unbehelligt, obwohl sie auf der Black-List der UN stehen und von Interpol gesucht werden. So kam es, dass der Chef der berüchtigten FDLR-Rebellen im Kongo von einem Wohnzimmer in Mannheim aus in aller Ruhe einen Vernichtungskrieg gegen die dortige Zivilbevölkerung dirigieren konnte. In diesem Fall hat Markus Frenzel mit einem aufsehenerregenden Bericht bei "Fakt" dafür gesorgt, dass sich das ändert. Der Mann wurde festgenommen. In Deutschland wird ihm der Prozess gemacht. 

Heute ist Deutschland ein wichtiger Akteur auf der internationalen Bühne geworden. Der weltweite Einfluss der Bundesregierung ist größer, als es den meisten Deutschen bewusst ist. Es gibt in Deutschland inzwischen ein mutiges und weitreichendes Gesetz zur Ahndung internationaler Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dies und die schwarzen Schatten der deutschen Vergangenheit sollten die Garantie dafür sein, dass Menschen, die solche Verbrechen begangen haben, hier keinen Unterschlupf finden, dass kein Putsch in Afrika mehr »putsch allemand« genannt wird, weil der Diktator, der ihn ausführte, eine militärische Ausbildung in Deutschland erhalten hatte.
Markus Frenzel will mit seiner mutigen und aufrüttelnden Berichterstattung dazu beitragen, dass in Deutschland kein Platz für solche »Schattenmänner« ist, die ›Leichen im Keller‹ haben. Zudem zeigt er am Beispiel von Einzelschicksalen auf, wofür sie in ihren Heimatländern verantwortlich sind. Als er mit einer seiner Reportagen für den Deutschen Menschenrechts-Filmpreis nominiert wurde, urteilte die Jury darüber:»Der Beitrag öffnet uns die Augen dafür, dass Menschenrechtsverletzungen in Afrika und andernorts oft mehr mit uns zu tun haben, als wir ahnen.«






Markus Frenzel



Markus Frenzel, geboren 1976, studierte Politische Wissenschaft in Berlin, Aix-en-Provence und Paris, war unter anderem für die Deutsche Welle und Arte tätig und arbeitet seit 2008 als Redakteur für das ARD-Magazin FAKT. Als Fernsehreporter berichtete er aus zahlreichen Krisengebieten, darunter dem Kongo, Ruanda, Liberia, dem Horn von Afrika und dem Nahen Osten. Für seine Berichte über afrikanische Kriegsverbrecher in Deutschland erhielt er 2009 den Marler Fernsehpreis für Menschenrechte von Amnesty International. 2010 war er als nationaler Gewinner für den Europäischen Journalistenpreis nominiert, den das Europäische Parlament vergibt.



Pressestimmen

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.06.2011

Wie der Völkermord global organisiert wird, lernt Verena Mayer vom Journalisten und Politologen Markus Frenzel. Und sie lernt auch, wie einfach es wäre, dem auf die Schliche zu kommen. Allein, der Chef der berüchtigten Hutu-Rebellen im Kongo, lebte bis vor kurzem als Biedermann unbehelligt in Deutschland. Mayer kann's nicht fassen. Auch, weil der Autor belastende Quellen en masse offenlegt, Akten, UN-Dossiers, SMS-Listen etc. Interessiert hat das niemanden, stellt Mayer fassungslos fest. Allerdings wird Mayer auch klar, wie komplex die Fälle sind, sobald es um bilaterale Interessen geht. Da sind deutsche Militärausbilder schon mal ausschlaggebend für einen Putsch in Guinea. Und dass sich um solche Verflechtungen nur eine Handvoll Juristen kümmert, wie der Autor weiß, macht die Rezensentin wiederum sprachlos.




Ingo Zander, WDR 3
Ingo Zander, WDR 3, 15. Mai 2011
»Das gut recherchierte Buch ist ein Beleg dafür, dass Bundesregierungen - welcher politischen Couleur auch immer -glauben, die Grundwerte der Verfassung für ein zynisches Kalkül, genannt Realpolitik, opfern zu können. Eine Politik, die sich - wie die aktuellen Umwälzungen in Nordafrika zeigen - allerdings auch als sehr schädlich für die deutschen Interessen herausstellen könnte. Und Frenzel macht ebenfalls deutlich: Es gibt keinen Grund dafür, dass sich Deutschland gegenüber anderen Ländern moralisch überlegen fühlt.«
Jeanette Seiffert, Deutschlandfunk
Jeanette Seiffert, Deutschlandfunk, 2. Mai 2011
»Frenzel seziert, was man gemeinhin als 'deutsche Realpolitik' bezeichnet, in alle Einzelteile - und er gräbt sich so tief ins Mark, dass es weh tut. Nicht nur im Fall Murwanashyaka ... 'Wandel durch Annäherung' war das zentrale Prinzip der 'Neuen Ostpolitik' Willy Brandts - und es prägt die deutsche Außenpolitik bis heute. Doch Markus Frenzel macht klar, von welcher absurden Naivität dieses Prinzip zuweilen getragen ist - und dass es sich dabei oft nur um ein mühsam kaschiertes Deckmäntelche für die eigenen geostrategischen Interessen handelt ... Frenzel schont weder die derzeitige noch frühere Bundesregierungen und bezieht auch die teilweise mehr als fragwürdige Politik der Entwicklungshilfeorganisationen in seine Kritik mit ein  ... In einem fast literarischen Stil nimmt er sich die Zeit, auch die Hintergründe der blutigen Konflikte zu schildern.«
Janine Albrecht, NDR Info
Janine Albrecht, NDR Info, 2. Mai 2011
»Es liest sich wie Stoff für einen Thriller. Doch es ist keine Fiktion, sondern grausame Realität ... Detailliert berichtet Markus Frenzel, wie Deutschland aus geostrategischen, sicherheitspolitischen oder auch wirtschaftlichen Interessen internationale Kriesgverbrecher unterstützt. Im Stil des Reporters schildert Frenzel seine Eindrücke, seine Treffen mit Informanten. Er gibt erschütternde Augenzeugenberichte wieder ... ein aufrüttelndes Buch. Eine empfehlenswerte Lektüre - nicht zuletzt für die deutsche Regierung«
Tim Neshitov, Süddeutsche Zeitung
Tim Neshitov, Süddeutsche Zeitung, 2. April 2011
»Markus Frenzel wirft zwei grundsätzliche Fragen auf. Eine moralische: Inwiefern kann ein demokratisches Land seine Menschenrechtsprinzipien zugunsten geostrategischer Interessen opfern? Diese Frage hat angesichts der Volksaufstände in der arabischen Welt an Brisanz gewonnen, aber sie hat westliche Diplomaten bereits im Kalten Krieg beschäftigt. Die zweite Frage ist juristischer Natur: Wie groß ist der Spielraum der deutschen Justiz im internationalen Umfeld? Sie wird in den nächsten Jahren neu beantwortet werden müssen.«
Eric Beres, REPORT MAINZ, 31. Januar 2011
»Warlords unter uns - geduldet, gestützt, gefördert. Ein bisher wenig beachtetes Thema wird endlich aufgearbeitet. Akribisch recherchiert und detaillreich erzählt.«
Wolfgang Pritschl, orf.at
Wolfgang Pritschl, orf.at, 29. Juni 2011
»In dem Buch lernt man über Diktaturen genauso viel wie über westliche Demokratien, die es sich im profitablen, bilateralen Wirrwar gemütlich machen.«
www.kulturbuchtipps.de, 5. Juli 2011
»Markus Frenzels Buch gehört zu den explosivsten politischen Dokumentationen der letzten Jahre. Die deutsche Bevölkerung steht dem Kriegseinsatz deutscher Soldaten traditionsgemäß skeptisch gegenüber, und das ist gut und richtig so. Dass es jedoch eine versteckte, geheime Front gibt, die durch die Geschäfte der Waffen-Lobby und durch alte Verbindungen auch deutsches Kriegsgerät zum Exportschlager macht und auf der anderen Seite Massenmördern und skrupellosen Machtpolitikern die Möglichkeit gewährt, von deuschem Boden aus Terror, Leid und Tod über das eigene Volk zu bringen, ist eine unglaubliche und schreckliche Wahrheit, der wir uns stellen müssen.«
Christoph Link, Stuttgarter Zeitung, 27. Mai 2011
»Wegschauen als Mittel deutscher Politik. Bei Kriegsverbrechern aus Afrika und Asien sind Justiz und Regierung viel zu lax, meint Markus Frenzel ... Das Buch ist fesselnd wie ein Krimi, es leuchtet Hintergründe aus und schildert plastisch das Leiden der Opfer. Der Autor ist wohltuend uneitel, aber hartnäckig.«
Ingo Zander, SWR, 27. Mai 2011
»Internationale Kriegsverbrecher, die in Deutschland leben, wurden oder werden nach Recherchen des Fernseh-Journalisten Markus Frenzel gedeckt oder ignoriert - zugunsten geostrategischer Interessen oder schlicht aus Ignoranz.«
Matthias Friedrich, Wiesbadener Kurier, 9. Mai 2011
»Hat Deutschland in Gestalt internationaler Kriegsverbrecher 'Leichen im Keller'? Wer diesen Buchtitel für zu reißerisch hält, sollte weiterlesen ...  Die Verbindungen Deutschlands zu Kriegsverbrechern haben offenbar viele Facetten und sind nicht selten durch 'strategische' Interessen bestimmt.«
Norbert Copray, Publik-Forum, 6. Mai 2011
»Die deutsche Außenpolitik ist nicht erst seit Kurzem ein Flickenteppich von Ansätzen, widersprüchlichen Aktivitäten, duckmäuserischem Verhaltensweisen und gleichzeitigem Imponiergehabe gegenüber dem heimischen Wählervolk. Sie changiert zwischen menschenrechtlicher Rhetorik und Besorgungsgeschäft für die deutsche Wirtschaft, zwischen werteorientierten Ansprüchen und politischen Ränkespielen. Wer das nicht glaubt oder glauben mag, wer es auch so sieht, aber keine Belege hat, greife zu Markus Frenzels Buch ... Dabei sollte sich die Außenpolitik eines Landes, das einmal die Vernichtung der europäischen Juden, der Sinti und Roma sowie den Zweiten Weltkrieg herbeigeführt hat, radikal und konsequent für Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und Friedenspolitik einsetzen. Durchaus mit diplomatischen Mitteln. Aber nicht naiv und verantwortungslos.«
Claudia Schuhmann, Main-Post, 2. Mai 2011
»Frenzels Buch enthält einige Abscheulichkeiten. Er findet, diese Details gehören erzählt, um dem - wie er sagt - abgedroschenen Begriff 'Massaker' ein Bild zu geben. Um seinen Lesern klarzumachen, was die deutsche Untätigkeit in diesen Ländern anrichtet.«
Klaus Welzel, Rhein-Neckar-Zeitung, 30. April 2011
»Der nette Kriegsherr von nebenan ... Markus Frenzel beschreibt packend die zögerliche Haltung Deutschlands gegenüber ausländischen Kriegsverbrechern - darunter Ignace Murwanashyaka.«
Fabian Elsäßer, Deutschlandfunk, Januar 2011
»Ein echter Krimi, wenn's nicht so bitter wäre! Brillante Recherche, spannend geschrieben.«
Video von Arte:

http://videos.arte.tv/de/videos/ruanda_kongo_kriegsverbrecherprozess_in_stuttgart-3819798.html


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