07 November 2011

Lesen macht klug und schoen 508 - "Alles möchte ich immer" - Franziska zu Reventlow

Sie war eine der schillerndsten Figuren ihrer Zeit und fügte sich nicht den Konventionen: Franziska Gräfin zu Reventlow. Jetzt beleuchtet erstmals eine große und aufwändig inszenierte werkbiografische Schau ihr Leben.

"Alles möchte ich immer."Franziska zu Reventlow 1871-1918



Ausstellungskatalog
22.09. bis 15.01.2012 Literaturhaus München

Von Kornelia Küchmeister, Dörte Nicolaisen, Ulrike Wolff-Thomsen u. a.

"Alles möchte ich immer." - Kornelia Küchmeister ; Dörte Nicolaisen ; Ulrike Wolff-Thomsen (Hrsg./Beiträge)
Wallstein Verlag
ISBN 9783835308305
EUR 24,90
hier bestellen

Begleitband zu den Ausstellungen im Buddenbrookhaus Lübeck, und des Literaturhauses München: 
Franziska zu Reventlow »Alles möchte ich immer«. 

Mit diesem Satz, notiert in ihrem Tagebuch, brachte die Schriftstellerin Franziska zu Reventlow die Gleichzeitigkeit und Unvereinbarkeit ihrer Wünsche an das Leben auf eine prägnante Formel. Die »Schwabinger Gräfin« - ebenso Bohemienne wie grande dame - war um 1900 eine zentrale Figur in der Münchner Kunstszene. 

1871 im Schloss vor Husum geboren, entfloh sie jedoch früh dem aristokratischen Milieu, um Malerin zu werden. Nach einer kurzen, missglückten Ehe mit einem Juristen stürzte sie sich in ein freies, aber auch entbehrungsreiches Bohèmeleben und verkehrte mit zahlreichen Bekanntheiten der Münchner Moderne wie Theodor Lessing, Erich Mühsam, Oskar Panizza, Rainer Maria Rilke und Frank Wedekind, aber auch dem »Kosmiker«-Kreis um Karl Wolfskehl, Alfred Schluter, Ludwig Klages und Stefan George. 

Vor allem dieser intellektuelle Künstlerkreis inspirierte Fanny zu Reventlow zu ihrem ironisch-humoristischen Roman »Herrn Dames Aufzeichnungen« (1913). 
1910 verließ sie Süddeutschland, um sich in Ascona niederzulassen und dort ihre berühmten »Schwabinger-Romane« zu schreiben. 
Sie starb mit 47 Jahren in Locarno.
 

»Alles möchte ich immer« ist der Titel einer Ausstellung über Franziska zu Reventlow, die 2010/11 in Lübeck, Kiel, Husum, Berlin und München gezeigt wird. 
In diesem reich illustrierten Begleitband behandeln die fünf Autorinnen die prägenden Jahre der »Skandalgräfin« in Husum und Lübeck, ihren Lebensentwurf als Künstlerin und ihre Verbindung zu Künstlernetzwerken in München ebenso wie ihr schriftstellerisches Werk. 

22.09. bis 15.01.2012 Literaturhaus München
Di-Fr 11-19 Uhr, Sa/So/Feiert. 10-18 Uhr

Alles möchte ich immer - Franziska Gräfin zu Reventlow 1871-1918

Veranstaltungen: 

Sonntag, 20.11.2011, 11:30 Uhr Reventlow am Sonntag »… wie’s dann weitergeht, wird man schon sehen.« - Matinee mit Gunna Wendt und Franziska Sperr

Gunna Wendt nennt Franziska zu Reventlow »Die anmutige Rebellin« - so der Titel ihrer 2008 erschienenen Biografie (Aufbau Verlag). 2003 ist Franziska Sperrs Romanbiografie »Die kleinste Fessel drückt mich unerträglich. Das Leben der Franziska zu Reventlow« (btb) erschienen. Beide Autorinnen fasziniert das Lebensmodell der unkonventionellen Gräfin; auf unterschiedliche Weise zeichnen sie das Bild einer Leitfigur weiblicher Unabhängigkeit. In Ihrem Gespräch überprüfen sie es: Was hat sich verändert in den vergangenen Jahrzehnten?


Sonntag, 4.12.2011, 11:30 Uhr Reventlow am Sonntag »Von Paul zu Pedro« - Lesung mit Lisa Wagner 
Ab 10 Uhr kleines Frühstück im Foyer im 3. Stock. Veranstalter: Stiftung Literaturhaus.
»Alles möchte ich immer« – die Schattenseiten dieses Anspruchs waren Krankheit, der beständige Kampf gegen materielle Not und zeitweilige Depressionen, die sich mit dem Schaffensrausch der Künstlerin und dem kämpferischem Optimismus der Mutter, die für ihr uneheliches Kind sorgte, abwechselten. Nicht ihre Bilder als Kunstwerke waren es, die die Zeitgenossen in ihren Bann zogen, es war Franziska zu Reventlow selbst – die Lebenskünstlerin, unangepasst und willensstark, anmutig und liebesbegabt, ausgezeichnet mit allen Voraussetzungen einer Kultfigur, nicht zuletzt der, als Projektionsfläche männlichen Staunens und Begehrens dienen zu können. Bleibenden Ausdruck fanden Produktivität und Kreativität Franziska zu Reventlows, die sich nie als Schriftstellerin sehen wollte, dann ironischerweise in der Literatur, in Romanen, Skizzen und Essays.

Die Ausstellung ist biografisch ausgerichtet und gliedert sich in die vier großen, relevanten Lebensstationen – Husum, Lübeck, München und Ascona. Veranschaulicht werden die prägenden Erfahrungen der Gräfin anhand von meist neu entdeckten Quellen: eigenen bildkünstlerischen und literarischen Werken, Fotografien, Briefen, Büchern, amtlichen Dokumenten und anderen größtenteils bisher unveröffentlichten Exponaten.

In München, damals die führende Kunststadt Deutschlands, lernte die junge Frau die Bohème als Lebensmodell kennen. Selbstbestimmtes Leben und Existenzkampf kennzeichnen diese Jahre. Fanny zu Reventlow arbeitete als Übersetzerin und Mitarbeiterin am Simplicissimus, sie besuchte verschiedene Malschulen und versuchte durch kunstgewerbliche Arbeiten, den Lebensunterhalt für sich und ihren Sohn zu bestreiten. 




Ulrike Wolff-Thomsen (Hrsg. / Beiträge) u.a.
 Studium der Kunstgeschichte, Volkskunde und Mittleren und Neueren Geschichte in Kiel, 1992 Promotion, 1992-1994 Volontariat am Flensburger Museumsberg, 1994-1996 Werkvertrag an der Bildungswissenschaftlichen Hochschule-Universität Flensburg, seit 1997 wissenschaftliche Assistentin am Kunsthistorischen Institut Kiel, Redaktionsmitglied der Zeitschrift "Nordelbingen".

Pressestimmen

ein »phantastisch-reichhaltiger Katalog«(Tilmann Lahme, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.09.2010)»Im bereits genannten Vorwort wird dem Wunsch Ausdruck verliehen, »dass die Ausstellung zu einer weiteren Beschäftigung mit Franziska zu Reventlow anregt«. Der Rezensent schließt sich dem vorbehaltlos an und setzt seine Hoffnung zudem auf den dazugehörigen Katalog, der hiermit allen empfohlen sei, die sich vom Leben Reventlows faszinieren lassen möchten; auch und gerade jenen, die keine Gelegenheit haben, die Ausstellung selbst zu besuchen.«(Rolf Löchel, literaturkritik.de, November 2010)



«Wenigstens frei, ganz frei»
Das Münchner Literaturhaus zeigt eine Ausstellung zur Malerin und Schriftstellerin »Alles möchte ich immer« – die Schattenseiten dieses Anspruchs waren Krankheit, der beständige Kampf gegen materielle Not und zeitweilige Depressionen, die sich mit dem Schaffensrausch der Künstlerin und dem kämpferischem Optimismus der Mutter, die für ihr uneheliches Kind sorgte, abwechselten. Nicht ihre Bilder als Kunstwerke waren es, die die Zeitgenossen in ihren Bann zogen, es war Franziska zu Reventlow selbst – die Lebenskünstlerin, unangepasst und willensstark, anmutig und liebesbegabt, ausgezeichnet mit allen Voraussetzungen einer Kultfigur, nicht zuletzt der, als Projektionsfläche männlichen Staunens und Begehrens dienen zu können. Bleibenden Ausdruck fanden Produktivität und Kreativität Franziska zu Reventlows, die sich nie als Schriftstellerin sehen wollte, dann ironischerweise in der Literatur, in Romanen, Skizzen und Essays.

Die Ausstellung ist biografisch ausgerichtet und gliedert sich in die vier großen, relevanten Lebensstationen – Husum, Lübeck, München und Ascona. Veranschaulicht werden die prägenden Erfahrungen der Gräfin anhand von meist neu entdeckten Quellen: eigenen bildkünstlerischen und literarischen Werken, Fotografien, Briefen, Büchern, amtlichen Dokumenten und anderen größtenteils bisher unveröffentlichten Exponaten.

In München, damals die führende Kunststadt Deutschlands, lernte die junge Frau die Bohème als Lebensmodell kennen. Selbstbestimmtes Leben und Existenzkampf kennzeichnen diese Jahre. Fanny zu Reventlow arbeitete als Übersetzerin und Mitarbeiterin am Simplicissimus, sie besuchte verschiedene Malschulen und versuchte durch kunstgewerbliche Arbeiten, den Lebensunterhalt für sich und ihren Sohn zu bestreiten. 
Franziska zu Reventlow in einer Aufnahme von 1905, als sie in München lebte. (Bild: Münchner Stadtmuseum)Zoom
Franziska zu Reventlow in einer Aufnahme von 1905, als sie in München lebte. (Bild: Münchner Stadtmuseum)




Franziska zu Reventlow (c) Deutsches Literaturarchiv Marbach

Als Gräfin zu Reventlow wurde sie 1871 in Husum geboren, als russische Bürgerin starb sie 1918 in Locarno, und zwischen 1893 und 1910 gehörte sie zur Münchner Bohème. Eine Ausstellung in München dokumentiert nun Leben und Werk der Schriftstellerin Franziska zu Reventlow. Roman Bucheli













Begleitend zu der Ausstellung erscheint ein reich illustrierter Katalog mit wissenschaftlichen Beiträgen der Kuratorinnen Kornelia Küchmeister, Dörte Nicolaisen und Ulrike Wolff-Thomsen sowie der Reventlow-Biografin Ulla Egbringhoff: »Alles möchte ich immer.« Franziska Gräfin zu Reventlow 1871–1918. (Wallstein Verlag, 240 Seiten, Euro 24,90) bestellen hier
 

2 Kommentare:

  1. Ich habe die Ausstellung letztes Jahr in der Landesbib Kiel gesehen. Wirklich toll! Habe auch einige Texte der zu Reventlow gelesen und mich gewundert, dass sie sich mehr als Malerin denn als Schriftstellerin sah. Das Buch ist schon auf der Wunschliste.
    Alles Liebe Karin

    AntwortenLöschen