18 Juli 2016

Lesen macht klug und schoen 1232 - Nino Haratischwili - Juja

Die Eiszeit einsamer Frauen - Die junge Georgierin Nino Haratischwili erzählt in "Juja" von der Kraft der Literatur und der Frage von Autorschaft. Dabei macht sie es sich nicht immer leicht.

Nino Haratischwili - Juja
Roman





















Taschenbuch
Broschur
288 Seiten
ISBN-13 9783548287928
Erschienen: 13.05.2016
10,00  Euro
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Eine junge Frau ersteht in einem Pariser Antiquariat ein schmales Büchlein einer ihr unbekannten Autorin, »Die Eiszeit« von Jeanne Saré. Sie liest es in wenigen Stunden aus und fühlt sich danach um Jahre gealtert und auf verstörende Weise fundamental verändert. Wie sich herausstellt, ist sie nicht die Einzige, deren Leben nach der Lektüre ein anderes ist. Kurz nach seinem Erscheinen in den 70er Jahren hatte das Buch für Furore gesorgt, seine Autorin wurde zum Mythos: eine 17-jährige Selbstmörderin voller Hass und Sehnsucht, die die Veröffentlichung ihrer Texte nicht mehr erlebt hat. Die feministische Linke feiert sie als Märtyrerin, doch ein düsterer Sog scheint von den Worten Sarés auszugehen: 14 junge Frauen folgen der Autorin in den Freitod. Jahrzehnte später machen sich im Paris der Gegenwart ein paar Menschen auf, das düstere Geheimnis des Textes und seiner Wirkung zu ergründen. In ihrem fulminanten Debüt zeigt Nino Haratischwili auf kluge und schwindelerregende Weise die Kraft der Sprache und erzählt von der manchmal lebensverändernden Wirkung von Literatur.

Nino Haratischwili wurde 1983 in Tiflis, Georgien, geboren. Sie leitete von 1998 bis 2003 die freie zweisprachige Theatertruppe "Fliedertheater " und zeigte mit dieser mehrere Produktionen an georgischen Theatern sowie Gastspiele in Deutschland. Von 2000 bis 2003 studierte sie Filmregie an der Staatlichen Schule für Film und Theater in Tiflis. Bis 2007 folgte ein Regiestudium an der Theaterakademie Hamburg. Nino Haratischwili schreibt Prosatexte und Stücke in deutscher Sprache. 2009 gewann sie gemeinsam mit Philipp Löhle den Autorenpreis des Heidelberger Stückemarktes. Sie lebt als freie Regisseurin und Autorin in Hamburg.



Presse:

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.11.2010
Nicht wirklich glücklich scheint Rezensentin Cara Wuchold mit Nino Haratischwilis Roman "Juja". Wie sie berichtet, greift die Autorin den Mythos um die Autorin Danielle Sarrera auf, hinter der sich angeblich eine 17-jährige schreibende Ausreißerin verbarg, die nach ihrem Suizid von feministischen Kreisen zur Ikone erklärt wurde. Besagte Danielle Sarrera heißt in "Juja" Jeanne Sare. Die Autorin wirft laut Wuchold die Frage auf, wer diese Jeanne Sare sei, deren Text "Eiszeit" eine Reihe von jungen Frauen, die an der Welt leiden, zum Suzid bewegt. Die Rezensentin erkennt an, dass sich die Autorin "bemüht", das "Leiden an der Welt facettenreich zu beleuchten". Allerdings scheinen ihr die geschilderten Lebensumstände allein keine Todessehnsucht zu rechtfertigen. Zudem gelingt es der Autorin in ihren Augen nicht, mit den Einblicken in die Gedankenwelten der Figuren deren Verzweiflung zu vermitteln.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.08.2010
Aha, ein Frauenbuch. Jedenfalls schicken rosa Einband, lila Schrift und allerhand unglückliche Frauenfiguren im Debütroman von Nino Haratischwili die Rezensentin auf diese Fährte. Tief im Innern des Buches aber geht es dann doch um so hartgesottene Fragen, findet Grete Götze heraus: Was ist ein Autor, was eine authentische Geschichte? Oder doch nicht ganz? Laut Götze spielt die junge Autorin nur mit diesen Fragen und schreibt ansonsten ein Buch über die Liebe, über Paris, das Cafe de Flore und den Montmartre und entwirft ein riesiges Panoptikum von Figuren mit je eigener Sprache. Der direkte Draht der Autorin zur Sprache überrascht die Rezensentin weniger, schließlich kommt Haratischwili vom Theater. Als intensive Melange aus kriminalistischen, autobiografischen und mythologischen Elementen überzeugt sie dieses Debüt auf jeden Fall.




Bereits bei Lillemors vorgestellt:
Nino Haratischwili - Das achte Leben - Lesen macht klug und schoen 1146
Nino Haratischwili hat aus unzähligen Fäden einen riesigen Erzählteppich geknüpft. Und er trägt: Wer sich auf die Opulenz einlässt, kann damit zu einem literarischen Höhenflug abheben.
Nino Haratischwili - Das achte Leben (Für Brilka)
Roman


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